HSC Zierenberg – HSG Bad Wildungen/Friedr./Bergheim                24:23 (12:16)

 

Zimmermann phänomenal

Der HSC Zierenberg setzt seine Siegesserie fort und erkämpft den fünften Sieg in Folge. Während die meisten Spieler deutlich unter ihrem Leistungsvermögen bleiben, ragt die Leistung von Torhüter Felix Zimmermann heraus. Sensationelle 25 (!) Paraden gehen nach 60 Minuten in die Statistik ein, ein phänomenaler Wert, der seinesgleichen sucht und die gegnerischen Akteure schier zur Verzweiflung trieb.

Die Gäste aus dem Waldecker Land reisten mit einem dezimierten Kader an und mussten unter anderem auf ihren Top-Torschützen Jan Appel verzichten. Auf der Zierenberger Seite streifte Betreuer Frank Meyer kurzfristig das Torwarttrikot über, da Keeper Jens Rudolph krankheitsbedingt ausfiel. Ansonsten fehlten wie angekündigt Jesper Stiegenroth und Marius Faupel sowie Coach Mirko Dettmer.

Das Spiel begann, wie ein Match mit Zierenberger Beteiligung halt beginnt – der Gegner ging nach 30 Sekunden mit 1:0 in Führung. Doch wenige Sekunden später bediente Micha Foschum mit einem Zuckerpass Oliver Eckhardt am Kreis, und dieser traf zum 1:1 Ausgleich. Es entwickelte sich ein munteres Spiel auf Augenhöhe, bei dem sich kein Team bedeutend absetzen konnte. In der vierten Spielminute ließ Felix Zimmermann im Zierenberger Kasten bereits erkennen, dass er bestens aufgelegt war und zeigte seine zweite Glanzparade. Die Anfangsphase war geprägt von wenig gebunden Spiel und halbherzigen Torabschlüssen. Zum Torerfolg kam man primär über Einzelaktionen, so erzielte Micha Foschum den 4:5-Anschlusstreffer in der 11. Minute. Wenn die Warmetaler doch mal einen Spielzug druckvoll durchspielten, waren sie damit auch meist erfolgreich. So netzt Daniel Kunz in der 11. Spielminute dynamisch zum 5:5 Ausgleich ein. Auf der Gegenseite zeigte Felix Zimmermann bereits seine vierte Parade, doch dies sollte ja erst der Anfang sein. Die Gäste konnten jedoch immer wieder mit ein bis zwei Toren in Führung gehen, da der HSC wenig Erfolg im Angriff hatte. Unzählige Latten- und Pfostentreffer sowie Paraden des gegnerischen Torwarts sorgten für wenig Angriffseffizienz. Oliver Eckhardt ackerte am Kreis, schaffte Lücken und wurde immer wieder von seinen Mitspielern bedient. In den letzten Wochen zeigte er sich noch sehr sicher im Abschluss, doch an diesem Sonntag fehlte das Quäntchen Glück zum Torerfolg. Als der HSC in der 19. Spielminute seine erste Auszeit nahm, verfehlte diese ihre Wirkung komplett. Die Partie wurde noch zerfahrener, und die HSG Bad Wildungen konnte sich auf fünf Tore absetzen. Normalerweise wäre zum Ende der ersten Halbzeit das Spiel bereist entschieden, doch da stand ja noch dieser Teufelskerl im Zierenberger Kasten. Felix Zimmermann hatte sein Tor vernagelt und kaufte dem Wildunger Angriff den Schneid ab. Wahnsinnige sechs Paraden innerhalb der letzten fünf Minuten konnte das Zierenberger Publikum bestaunen und bejubeln. Dank dieser Torhüterleistung blieb ein Fiasko aus, und es ging beim Stand von 12:16 in die Kabinen. Die heimischen Fans hatten zu diesem Zeitpunkt wenig Hoffnung auf den fünften Sieg. Auch wenn die Abwehrleistung in Ordnung war, verkaufte man sich im Angriff deutlich unter Wert.

Der zweite Durchgang begann wie der erste endete – der Wildunger Angriff scheiterte mehrfach am Zierenberger Schlussmann. Bereits in der 32. Spielminute durften zwei weitere vereitelte Chancen notiert werden, trotzdem erhöhten die Gäste die Führung auf 13:17. Was nun folgte waren acht grandiose Minuten, die dieses Spiel kippen ließen. Obwohl Oliver Eckhardt mit einer 2-Minuten-Zeitstrafe auf der Bank platznehmen musste, gelang den Gästen kein Treffer. Sie spielten zwar druckvoll, brachen auf Außen oder im Rückraum durch, scheiterten jedoch abermals am Zierenberger Schlussmann. Besonders diese Paraden sorgten dafür, dass sich das Blatt wendete. In der 38. Spielminute ging bereits die 17. Parade in die Statistik ein, und der HSC kämpfte sich auf dieser Basis Tor um Tor heran. Als Kevin Zöltzer mit einem sehenswerten Heber zum 17:17 Ausgleich einnetzte, schwappte die Stimmung von der Bank auf das gesamte Zierenberger Publikum über. Die Halle war nun da und peitschte die Akteure nach vorne. Die Wildunger waren in dieser Phase verunsichert und kamen kaum zum Torerfolg. Die Warmetaler Defensive stand sicher und war aufmerksam, so konnte Micha Foschum in der 46. Minute einen Ball wegfischen und das 19:19 erzielen. Daniel Kunz traf in der 52. Spielminute zum 20:19, und im Gegenzug zeigte Felix Zimmermann seine 21.Parade. Mit diesem Ballgewinn ging es druckvoll und schnell nach vorne, und Ben Rode markierte das 21:20. Die Partie war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten und absolut nichts für schwache Nerven. Nachdem Dennis Schindehütte in der 52. Minute zum 22:20 traf, nahmen die Gäste ihre Auszeit, um sich zu sammeln. Leider verletzte sich ein Wildunger Akteur kurz zuvor bei einer Abwehraktion unglücklich, an dieser Stelle gehen die besten Genesungswünsche in die Kurstadt. Sechs Minuten vor Schluss kassierte Daniel Kunz erneut eine Zeitstrafe, doch die Gäste konnten auch dieses Überzahlspiel nicht in einen Torerfolg ummünzen. Kurz vor Schluss krönte dann der Zierenberger Schlussmann seine wahnsinnige Leistung und parierte noch einen entscheidenden Strafwurf der Gäste. Der HSC führte zu diesem Zeitpunkt mit 24:21, doch plötzlich war die Warmetaler Defensive schlecht sortiert und Wildungen verkürzte auf 24:22. Im Gegenzug verwarf auch der HSC einen 7-Meter, und die Gäste nutzten diese Unzulänglichkeit aus um den 24:23 Anschluss zu erzielen. Mehr Spannung und Dramatik waren in dieser Schlussphase nicht mehr möglich, die Hallenuhr zeigte eine Restzeit von gut einer Minute. Der nächste Zierenberger Angriff konnte nur regelwidrig gestoppt werden, und der HSC bekam erneut einen Strafwurf zugesprochen. 15 Sekunden vor Schluss scheitert jedoch auch Ben Rode am Wildunger Torhüter. Es steht weiterhin 24:23, und ein letzter Angriff der Gäste rollt auf die Zierenberger Defensive zu. Doch der Wurf aus dem Rückraum landet neben dem Zierenberger Gehäuse, und wenig später ertönte der erlösende Schlusspfiff.

Drei verworfene Siebenmeter, unzählige Latten- und Pfostentreffer wurden an diesem Sonntag nicht bestraft, da ein wahrer Teufelskerl den Zierenberger Kasten hütete. 25 Paraden von Felix Zimmermann gehen in die Zierenberger Geschichtsbücher ein und sorgen am Ende dafür, dass der HSC mit diesem Sieg bis auf Platz drei der Tabelle klettert.

Für Zierenberg: Meyer (Tor), Zimmermann (Tor), Schindehütte 3,

                          Richter, Zöltzer 4, A. Rudolph1, Rode 4, Spangenberg ,

                          Kunz 5, Eckhardt 4, Foschum 3, Hellmuth

HSC Zierenberg – HSG Bad Wildungen/Friedr./Bergheim           

                                                                              Vorbericht für 13.11.2022

 

Ohne Dettmer wartet ein dicker Brocken

Am kommenden Sonntag, 17:30 Uhr, erwartet den HSC ein echtes Brett, die HSG Bad Wildungen läuft in der Zierenberger Schulsporthalle auf. Um den fünften Sieg in Folge eintüten zu können, ist jedoch ein gewaltiger Kraftakt von Nöten. Es ist wieder eine Partie auf Augenhöhe zu erwarten, die einen wahren Gradmesser darstellt.

Die Zierenberger müssen weiterhin auf die verletzten Jesper Stiegenroth und Marius Faupel verzichten. Darüber hinaus weilt Trainer Mirko Dettmer auf einer Veranstaltung und wird sein Team nicht coachen können. Das erfahrene Zierenberger Team wird daher am Sonntag mit einer internen Lösung auf Torejagd gehen. Die Leistungskurve zeigt in den letzten Wochen deutlich nach oben, auch wenn die fehlende Konstanz die ein oder andere Delle verursacht hat. Während man die vergangenen Spiele überwiegend gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel bestritt, gibt nun ein anderes Kaliber seine Visitenkarte im Warmetal ab. Für Sonntag wird daher eine deutliche Leistungssteigerung von Nöten sein, um gegen die Wildunger Spielgemeinschaft bestehen zu können. Doch die Zierenberger haben in dieser Saison bereits bewiesen, dass sie über das Potential verfügen, in dieser Liga jeden Gegner zu schlagen.

Es ist allerdings rätselhaft warum die Mannschaftsleistung stark schwankt und das Leistungsvermögen nie ganz abgerufen wird. Coach Mirko Dettmer zeigte sich besonders mit den Trainingseinheiten der vergan-genen Wochen absolut zufrieden. Es ist also an der Zeit, dass sich die Spieler selbst belohnen und die Theorie auch in der Praxis auf die Platte bringen. Der Schlüssel zum Erfolg könnte in einem stabilen und konsequenten Deckungsverband liegen, der die Grundlage für ein schnelles Umschaltspiel bildet. Die Gäste zeigten in ihren vergangenen Partien die ein oder andere Schwäche, wenn sie mit eben jenem Tempospiel konfrontiert wurden. Erfolgsfaktor Nummer 1 ist und bleibt natürlich die Einstellung, nur wenn alle Spieler von Beginn an hellwach sind und mit dem absoluten Willen ans Werk gehen, besteht eine Aussicht auf Erfolg.

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf den kommenden Gegner. Die Wildunger rangieren, bei einem Spiel weniger, auf Platz 5 direkt hinter dem HSC. Die meisten Partien konnten die Waldecker deutlich gewinnen, lediglich gegen den Aufstiegsaspiranten HSG Baunatal II und die SHG Hofgeismar mussten sie jeweils deutliche Niederlagen hinnehmen. Die Truppe von Trainer Sebastian Wrzosek verfügt über sehr viel Potenzial, hat aber durch fehlende Konstanz einige Punkte im bisherigen Saisonverlauf liegen lassen. Ein besonderes Augenmerk wird die Zierenberger Defensive auf Jan Appel werfen müssen. Er erzielte bisher 62 Treffer in sechs Spielen und ist damit der gefährlichste Schütze der Bezirksoberliga. Das 24-jährige Wildunger Urgestein agiert vor allem auf Linksaußen und im linken Rückraum. Appel ist mit 1,80 m nicht sofort als klassischer Rückraumschütze erkennbar, doch über 10 Tore pro Spiel sprechen für sich. Die Zierenberger werden viel investieren müssen, damit er seine enorme Sprungkraft gar nicht erst entfalten kann. Neben Appel sollte auch Simon Riedesel ein besonderes Augenmerk gelten, denn auch er konnte bereits 43-mal den Ball im gegnerischen Gehäuse unterbringen. Die heimischen Zuschauer und natürlich auch der Wildunger Anhang können sich auf ein großartiges und spannendes Handballmatch am Sonntagabend freuen.

Abschließend sei noch aber eine Eigenschaft genannt, die in dieser Saison sehr positiv heraussticht und damit ebenfalls zum Zierenberger Erfolg beiträgt. Viele Partien werden mittlerweile von einem Einzelschiedsrichter geleitet, der natürlich nicht alle Regelwidrigkeiten erkennen kann. Doch das Team meckert und kritisiert diese nicht, sondern akzeptiert die Entscheidungen des oder der Unparteiischen vorbildlich. Diese Disziplin ist bewundernswert und macht den Handballsport für die Zuschauer noch attraktiver.